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Mittwoch, 7. März 2012

Der Mord des Jahrhunderts - Paul Collins



448 Seiten
Kriminalroman
Irisiana Verlag
ISBN: 978-3-424-15122-0
Erscheint am 05. März 2012

Klappentext:

Im Sommer 1897 hält der Fall mit der kopflosen Leiche ganz New York in Atem. Die Polizei tappt zunächst im Dunkeln. So sind es Journalisten, die einer Spur ins deutsche Immigrantenmilieu des brodelnden Manhattan folgen und mit ihren Schlagzeilen einen wahren Zeitungskrieg entfachen. Handelt es sich bei der kopflosen Leiche wirklich um William Guldensuppe? Bis zum Schluss hält der historische Fall mit seinen überraschenden Wendungen die damalige Bevölkerung wie den heutigen Leser in Atem.
Eine spannende Geschichtsstunde über einen der spektakulärsten Mordfälle, gewürzt mit kuriosen Details und interessanten Porträts der Zeitungsmogule Joseph Pulitzer und William Randolph Hearst.

Mein Umriss:

Ein Mord in New York – Das Opfer erstmal nicht zu identifizieren, da zerstückelt – Zur genauen Identifikation muss der Kopf vorhanden sein – Dieser ist jedoch unauffindbar….
Wäre der Mord in der heutigen Zeit geschehen, wäre die Identifizierung des Opfers aufgrund moderner DNA-Analysen, Fingerabdrücke usw. kein Problem.
Der Mord geschah jedoch 1897, in einer Zeit, in der solche Methoden noch Zukunftsmusik waren.
Die Leichenteile werden nach und nach von unterschiedlichen Personen aus dem Hudson River gefischt und der Polizei übergeben. Da diese erst vor einem Rätsel steht, schaltet sich die Presse und da an vorderster Front die Verlagshäuser Pulitzer und Hearst ein. Diese schicken ihre Reporter an die Front der Ermittlungen. Nicht zuletzt um die ersten mit der fettesten Schlagzeile in der nächsten Ausgabe zu sein und dadurch die höchste Auflage zu erreichen.
Schnell werden zwei Verdächtige festgenommen, die jedoch nicht geständig sind, sondern sich gegenseitig beschuldigen. Das folgende Gerichtsverfahren beruht auf Indizien, in dem sich herauszustellen scheint, dass die Hebamme die die Geliebte des Opfers war, sich in den Mordverdächtigen verliebte, welcher den Mord auch mit ihrer Hilfe begangen haben soll. Somit wird der Geliebte wegen Mordes zum Tode verurteilt. Die Hebamme wird wegen Mithilfe zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Durch die große Anteilnahme der Presse, die auch zur Hinrichtung zugelassen war, wurde auch bekannt, dass der elektrische Stuhl nicht so sicher tötet, wie dem Volk vorgegaukelt. Somit starb der Mörder von Guldensuppe ebenso wie dieser. Er wurde bei lebendigem Leib gevierteilt.
Wobei sich im Laufe des Geschehens Zweifel regen, ob Thorn wirklich der Mörder war, oder ob er nicht doch durch die Hebamme Nack verübt wurde….

Mein Eindruck:

In dem gesamten Geschehen steht der Mord ebenso wie der Konkurrenzkampf der Zeitungsverlage im Hauptaugenmerk des Geschehens, aus dem am Ende höchstens zwei Gewinner hervorgehen konnten, die den hart umkämpften Markt unter sich aufteilten.
Eine hervorragende Recherche durch Paul Collins bescherte dem Leser ein Buch, das einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Nachhaltigen Eindruck in dem Sinne, indem man überlegt, wie schwer es zur Zeit des ausklingenden 19. Jahrhunderts war, Verbrechen mit einfachsten Mitteln aufzuklären. Hier hebt Collins hervor, dass die Polizei mitunter auch auf die Presseermittlungen angewiesen war, um kleine Fortschritte zu machen. Er stellt heraus, dass im Vergleich zu heute eine Arbeitsweise bei der Polizei üblich war, die aus der heutigen Sicht die Verbrechensaufklärung eigentlich unmöglich macht. Wie jedoch hier an zitierten historischen Dokumenten ersichtlich ist, war dies sehr wohl möglich, wenn auch um einiges schwieriger.
Paul Collins bedient sich einer relativ einfachen und daher leicht verständlichen Schreibweise, er verliert sich nicht in irgendwelchem Fachchinesisch, sondern schreibt Klartext. Obwohl er hier über einen tatsächlich stattgefundenen Kriminalfall schrieb, schaffte er es doch, das ganze Geschehen wie einen spannenden, fiktiven Roman erscheinen zu lassen. Dass es sich nicht um eine erfundene Geschichte handelt, beweist er am Ende durch die Auflistung seiner seriösen Informationsquellen.

Mein Fazit:

Wer einen reisserischen Thriller erwartet, sollte das Buch besser im Laden stehen lassen. Wer jedoch Einblick in einen wahren Kriminalfall, die Pannen bei den Ermittlungen, die Zusammenarbeit der Presse mit der Polizei im ausklingenden 19. Jahrhundert erhalten und letztlich die anfangs unmögliche Lösung des Falles erfahren will, ist mit diesem Buch bestens bedient, denn Spannung kommt auch hier nicht zu kurz.

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