Seiten

Mittwoch, 5. November 2014

Funkenflieger - Rita Falk


320 Seiten
Deutscher Taschenbuch Verlag
Erschienen am 1. November 2014
ISBN 978-3423260190

Klappentext:

Funkenflieger sind wir doch alle, Locke.
Für einen kurzen Moment, den wir Leben nennen.

Eine kleine Stadt in Bayern. Zwei Liebende und ein Baby, das nicht sein soll.
Ein leerstehendes Casino als Zufluchtsort…

Nach dem großen Erfolg von >Hannes< erzählt Bestsellerautorin Rita Falk in ihrem neuen Roman >Funkenflieger< die dramatische und bewegende Geschichte von Menschen, die unter widrigen Umständen füreinander da sind.

Mein Umriss:

Marvin, wegen seinen Haaren Locke genannt wächst mit seinen Brüdern Robin und Kevin bei ihrer Mutter Elvira auf. Sie nennen sie auch einfach Elvira.
Elvira verlor vor Jahren ihren Job und seitdem verbringt sie den Großteil ihrer Tage mit Kater Buddy, ungezählten Milchschnitten und „Richter Holt“ auf dem Sofa. Um den Haushalt kümmern sich die Söhne, Marvin und Kevin mehr recht als schlecht. Robin läßt sich meist nur blicken, wenn seine Brüder nicht zuhause sind, denn dann sind seine Chancen am größten, von der Mutter Geld zu bekommen. Das tut ihr zwar hinterher immer leid, aber irgendwie schafft er es immer wieder. Daher sehen es Kevin und Marvin als ihre Pflicht an, auch auf die Mutter zu achten. Insbesondere darauf, dass sie nie alleine zuhause ist und Robin sie wieder anpumpen kann.
Als Marvin zufällig dahinter kommt, dass Kevins Freundin Aicha schwanger ist, erklärt er ihn erst für verrückt, tut aber, nachdem ihm Kevin sein Herz ausgeschüttet alles dafür, dass es Aicha, dem werdenden Kind und Kevin gut geht.
Bisher nutzten Friedl, sein bester Freund und er das Casino einer leerstehenden Fabrik , um ihre Freizeit dort zu verbringen. Jetzt wollen sie den werdenden Eltern dort Unterkunft bieten, nachdem Aichas Mutter nur das Ziel kennt, zu verhindern, dass ihre Tochter dieses Kind eines „Zigeuners“, wie sie Kevin nennt, zu bekommen. Kevin jedoch steht zu Aicha. Er liebt sie über alles und setzt alles in seiner Macht stehende in Bewegung, damit es Aicha gut geht.
Nachdem Robin brutalst zusammen geschlagen wurde und der Täter nicht zu ermitteln ist, befinden sich auch Marvin und die werdenden Eltern in Gefahr. Als Aicha ein Geburtstagsgeschenk für Kevin organisieren will, spitzt sich die Lage zu…

Mein Eindruck:

Rita Falk erzählt die Geschichte von drei Brüdern, ihrer alleinerziehenden Mutter und deren engsten Freunde. Sie zeigt das Leben in der Unterschicht. Mutter arbeits- und antriebslos, die Jungs mehr oder weniger sich selbst überlassen, einer kurz vorm Abitur, die anderen beiden jünger, sowie der Freundin des ältesten Sohnes, die ein Kind erwartet.
Eigentlich nicht aussergewöhnlich in der heutigen Zeit, aber trotzdem schafft es Rita Falk, diese Geschichte lebendig, gefühlvoll und streckenweise sehr spannend zur erzählen. Der Ablauf in der Schule, der Umgang der Jugendlichen untereinander und die schwermütige, etwas weinerliche Art der Mutter sind sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt.
Durch ihre einzigartige Schreibweise schafft es die Autorin, den Leser in diese Familie und deren Leben zu entführen und nicht mehr los zu lassen. Auch trotz dramatischer Vorkommen zeigt sie den Zusammenhalt innerhalb der Familie und der darin mit eingebundenen Freunde, die aus einem Professor der Schule ihrer Söhne, einer Krankenschwester und deren Bruder eines Polizisten bestehen und nicht zuletzt Marvins Freund seit Kindergartentagen, Friedl von gegenüber. Gemeinsam sind sie stark und bestehen so manche schwierige Lebenslage.
Ein kleiner Wermutstropfen war für mich persönlich die sehr unrealistisch beschriebene Frühgeburt und die Zeit bis zur Entlassung des Kindes aus dem Krankenhaus. 5 Wochen zu früh ist kein so großes Drama, wie in dem Buch dargestellt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Kinder nicht großartig an Kabeln, Sonden usw. hängen, sondern einfach nur viel Wärme und zusätzliches Gewicht benötigen. In diesem Punkt hätte ich mir eine bessere Recherche von Rita Falk gewünscht.
Trotz diesem kleinen Manko lebt man sich sehr schnell in diese Familie ein und am Ende hat man das Gefühl, von dieser plötzlich verlassen geworden zu sein.

Mein Fazit:

Nach den Eberhofer-Krimis und Hannes ein weiteres Buch von Rita Falk, das ich wärmstens empfehlen kann.


Bild: eigener Scan vom Cover

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen